Der 27. Mai 2015, die FIFA-Mafia und der olympische Sport – der 27. Mai 2025 und die ITTF-Wahlen in Doha
Außergewöhnliche Tage erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Heute vor zehn Jahren wurde nicht nur die FIFA-Welt, sondern die gesamte olympische Sportwelt in ihren Grundfesten erschüttert. Die Angst ging um. Razzien. Festnahmen. Eine spektakuläre Anklageerhebung. Organisierte Kriminalität.
Bevor ich zu den Ereignissen des 27. Mai 2015 komme, möchte ich kurz auf die Ereignisse des 27. Mai 2025 eingehen. Ein wunderbarer Jahrestag für eine Wahl, eine fantastische Destination, alles ist miteinander verwoben:
Heute Nachmittag wird in Katar, das ja auch eine enge und durchaus kriminelle Beziehung zur FIFA hat, im Tischtennis-Weltverband ITTF ein neuer Präsident gewählt – oder die Amtsinhaberin bestätigt. Über die Hintergründe dieser Wahl und den Gastgeber des Kongresses habe ich Ihnen in den vergangenen Tagen einiges exklusiv berichtet. Mein gestriger Newsletter, zum Beispiel, wurde von weiten Teilen des Wahlvolkes gelesen. ITTF-Vizepräsident Khalil Al-Mohannadi war außer sich vor Wut.
Das ist eine von etlichen Nachrichten, die mich heute aus Doha erreichten, ich übersetze ausnahmsweise grob ins Deutsche, damit der Urheber nicht zu identifizieren ist:
Khalil war wütend und bedrohte eine Delegierte eines europäischen Mitgliedsverbands vor vielen Zeugen, weil er glaubte, sie habe Informationen an Dich weitergegeben. Er schrie sie an und schien außer Kontrolle zu sein. Sein Team musste ihn zurückhalten, bevor er etwas Schlimmeres tat. Dieser Vorfall wurde von einigen Zeugen der Integrity Unit gemeldet.
Die Integrity Unit hat also am Wahltag noch mehr zu tun.
Khalil Al-Mohannadi oder Petra Sörling – das ist heute die Frage.
Und das ist die Berichterstattung, die Al-Mohannadi wütend macht (ich verlinke hier nur mal die deutschen Texte, nicht die Varianten in Englisch):

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Nun also, bevor den Podcast mit Theo Zwanziger produziere, eine Art Re-live zu den Vorgängen des 27. Mai 2015, die weltweit Schlagzeilen machten.
Ich stelle Ihnen dieses kurze Video rein, vor allem aus einem Grund: einige der verhafteten FIFA-Ganoven wurden aus einem Personaleingang hinter Bettlaken in einen Opel Corsa geführt. Ist doch ein Corsa, oder? Jedenfalls: ganz und gar nicht standesgemäß. Eine Schande für einen Multimillionär aus der FIFA-Mafia.
Nebenan auf jensweinreich.de, man nannte das seinerzeit noch Blog, glaub ich, habe ich damals zwischen Terminen im Home of FIFA, am Baur au Lac und anderswo, zwischen mehr als einem Dutzend Radio- und TV-Interviews, zwischen Recherchen, Telefonaten und Artikelschreiben noch ein bisschen live notiert. Nicht sehr viel, aber die Arbeit war ja im Grunde getan: Denn was die Herren Jennings, Kistner, Liburd, Kfouri, Tomlinson, Sugden, Tanda und wenige andere meist schon in den 1990er Jahren recherchiert hatten zur FIFA-Mafia, das trug endlich Früchte. Wie wir wissen, waren diese Blogs, Bücher und Artikel ein reichhaltiger Fundus für die US-Ermittler.
Steven Berryman, Special Agent des IRS und ganz entscheidend an den Ermittlungen beteiligt, hat das mal so formuliert:
“Much of this may have never come to light were it not for the tenacious and dedicated research and reporting over the decades of investigative journalists. Reading this simple Jennings article that August day ended up altering the next seven years of my life in ways I could never have imagined.”

Ein paar Jahre später, in Colorado, war ich mit Steven, seiner Frau, der Whistleblowerin Bonita Mersiades, meiner wunderbaren Freundin (hier ist ihr Text zum Jubiläum), und meinem Sohn zum gemeinsamen Dinner. Berryman, der seine Dienste als professioneller Rechercheur mittlerweile privat anbietet und zu einigen olympischen Skandalen tätig war, hat meine Eitelkeit gepackt, als er eingangs des Treffens geradezu offiziell sagte: Erst einmal möchte ich mich bei dir bedanken, für all die Jahre der Recherchen, für all die Jahre der Kämpfe gegen gewaltige Widerstände und Bedrohungen. Ohne Dich, Andrew, Bonita wäre das nicht möglich gewesen.
Ich fand natürlich: Es stimmte, was Steven sagte 😄. Danke.
That simple Jennings article that August, Andrew und ich hatten damals so ein Joint Venture: Seine Artikel erschienen manchmal im Original auch bei mir, manchmal in einer Übersetzung, meistens hatten wir ohnehin gemeinsam recherchiert, meine Fotos, Dokumente und Recherchen flossen in sein Zeug ein … jedenfalls, darum ging es, das meinte IRS Agent Berryman:

Und das war eines der wichtigsten Dokumente, die das Strafverfahren voranbrachten und Chuck Blazer letztendlich zum Kronzeugen werden ließen …

… dazu die Tage unbedingt mehr. Leider ist Chuck längst verstorben. Leider war Julio Grondona 2015 schon verstorben, sonst wäre die Anklagelisten länger geworden – und auch die Summe der geklauten Millionen.
Ich hatte im November 2011 mal die Konten von Grondona ausgewertet und aufbereitet, da konnten die US-Ermittler gut kopieren: