"Due to bribery": die fragwürdige Vita des ITTF-Vize Khalil Al-Mohannadi
Werden in Doha fünfstellige Dollarsummen für Stimmen auf dem Wahlkongress der International Table Tennis Federation (ITTF) geboten? Whistleblower sollen die Integrity Unit der ITTF informiert haben. Im Auftrag der Nominierungskommission läuft offenbar eine Vorermittlung. Gewählt wird am Dienstag.
"Recognising the significance of our upcoming elections at the Annual General Meeting, the Integrity Unit has proactively engaged leading professional support specialized in the sector to act as Integrity Officers to ensure that compliance and enforcement measures, including inquiries, are delivered effectively, efficiently and transparently."
Kevin Carpenter, ITTF Head of Integrity, 26 May 2025
Es ist alles vorbereitet für den letzten großen Schritt aufs Podium. Khalil Al-Mohannadi richtet in Doha die Weltmeisterschaft und den ITTF-Konvent aus. Am Sonntag, dem Schlusstag der WM, feierte er seinen 64. Geburtstag. Am morgigen Dienstag will er endlich ITTF-Präsident werden – nach einem Vierteljahrhundert im Vorstand und in diversen Vizepräsidentenposten.
Nur einmal gab es eine dreijährige Pause in seiner ITTF-Vita, weil Al-Mohannadi beim Wahlkongress im Mai 2005 in Shanghai versucht haben soll, Stimmen zu kaufen. So legt es jedenfalls der Schiedsspruch des Court of Arbitration for Sport (CAS) nahe:
CAS decision 2005/A/996
"Furthermore, it was found above that due to bribery and other irregularities having occurred during the ballot for the election of the Deputy Chairman at the ITTF's May 2005 AGM, such election contravenes both the ITTF's Constitution and Swiss mandatory law prohibiting acts contra bones mores as defined under article 20 of the Swiss code of obligation."
CAS-Schiedsspruch vom 9. Februar 2006
Dazu gleich ausführlicher.
In Doha soll Al-Mohannadi, auch Präsident der Qatar Table Tennis Association (QTTA) und der Asian Table Tennis Union (ATTU), an seinem Geburtstag am Sonntag herumgelaufen sein und Delegierten erzählt haben: Er gebe nicht auf, er werde kämpfen, er sehe keinen Grund für einen Rückzug so kurz vor dem großen Ziel. So berichten es mehrere Zeugen vor Ort.
Am vergangenen Mittwoch hatte SPORT & POLITICS exklusiv über die Verhaftung und Abschiebung des Schweizer Funktionärs Georg Silberschmidt berichtet. Dies könnte eine Rache-Aktion von Al-Mohannadi gewesen sein, nachdem ihn Silberschmidt vor vier Jahren unsauberer Machenschaften beschuldigt hatte.

Darin hieß es unter anderem:
Georg Silberschmidt, der einst Material zu den dubiosen Umtrieben des derzeitigen Präsidentschaftskandidaten Khalil Al-Mohannadi zusamengetragen hat (gemeinsam mit Topspielern Gründer der neuen Spielervereinigung), wurde am Montag nicht in die Tischtennishalle gelassen. Er wollte gemeinsam mit Kollegen Material der neuen Vereinigung United Table Tennis Players Association (UTTP) verteilen, der einige Stars angehören.
Sicherheitskräfte intervenierten und alarmierten die Polizei. Silberschmidt wurde festgenommen. Er verbrachte 24 Stunden in Haft. Nur durch Vermittlung politischer und diplomatischer Stellen (Schweizer Bundesrat, Botschafter von Katar in der Schweiz und Botschafter der Schweiz in Katar) sowie Einsatz der ITTF-Präsidentin Petra Sörling kam er frei. Ihm war eine mehrjährige Gefängnisstrafe angedroht worden.
Bei den Vermittlungen auf politischer Ebene schadete es nicht, dass Silberschmidts Sohn Andri für die FDP im Nationalrat sitzt, in der Großen Kammer des Schweizer Parlaments.
Am Mittwochvormittag landete Silberschmidt wohlbehalten in Zürich. "Riesenglück" hatte er, teilte mir Silberschmidt mit. Ins Detail mochte er vorerst nicht gehen.
Am Sonntag berichtete auch die New York Times über diesen Vorfall:
Anfragen der NYT hat Al-Mohannadi nicht beantwortet. Natürlich hat er auch auf meine Anfrage aus der vergangen Woche nicht reagiert.
Was passierte 2009 in Yokohama?
Außer zur Verhaftung von Georg Silberschmidt hatte ich Al-Mohannadi und die ITTF zu Vorgängen während der Weltmeisterschaft 2009 in Yokohama befragt.
2009 wurde ein ITTF-Funktionär aus dem arabischen Raum beschuldigt, im offiziellen Hotel ein Zimmermädchen sexuell belästigt zu haben.