Der Millionen-Euro-Trick mit mehr als 100.000 Fake-Mitgliedern im Fünfkampf-Verband
Die neue Führung des DVMF muss den Verband völlig umkrempeln. Eine der Aufgaben sollte sein: Melde-Ehrlichkeit herstellen. Der DVMF hat keine 127.673 echten Mitglieder, sondern nur einige Tausend – und wenige Hundert Aktive. Getrickst wird vor allem in NRW. Das bringt gewaltige Fördermittel ein.

Der Moderne Fünfkampf zählt zu jenen olympischen Sportarten in Deutschland, und das sind nicht wenige, die keine Massenbasis haben. Das liegt nicht nur am Zeitgeist und an den bösen Medien, die einfach nicht berichten. Die Zugangshürden sind in manchen Sportarten extrem hoch – und in einigen künstlichen Sportarten (Rennrodeln, Bob, Skeleton u.a.) ist es für Nicht-Profis schlichtweg lebensgefährlich. Fünfkampf zählte stets zu den Sportarten mit den höchsten Zugangshürden, nicht nur wegen des Reitens, auch wegen des Schießens und Fechtens und sogar wegen des Schwimmens. Das hat sich mit der fünften Disziplin Obstacle kaum geändert. Denn natürlich werden nun nicht in jedem Dorf Obstacle-Anlagen gebaut.
Den Fünfkampf kennt kaum ein Mensch. Das wird sich nie ändern, egal wie lange das überholte Adjektiv modern davor steht. Das ist eine Feststellung und keine Gehässigkeit. Die meisten, die im Verband tätig sind, engagieren sich gewiss. Das Ergebnis ist insgesamt traurig.
Die fundamentalen Probleme dieser Sportart und vor allem: des deutschen Verbandes DVMF, die in diesen Tagen wie nie zuvor sichtbar werden, lassen sich kaum in den bisherigen Strukturen lösen. Diese überholten Strukturen, bis zur Unkenntlichkeit verbogen von Klaus Schormann und den Seinen, müssen von der Feudalgesellschaft ins dritte Jahrtausend überführt werden. Das ist die Aufgabe der neuen Präsidentin Barbara Oettinger, die sich wahrscheinlich noch juristischer Attacken des Fake-Präsidenten Jan Veder erwehren muss (die gestrigen Entwicklungen habe ich nach Versand des Newsletters hier aktualisiert).
Die Absurdität des deutschen Sportfördersystems besteht auch darin, dass derlei dysfunktionale Gebilde, geprägt von Vetternwirtschaft (und also Misswirtschaft), Intransparenz und Skandalen, immer weiter mit vielen Millionen aus öffentlichen Kassen genährt werden. Bis ans Ende aller Tage – solange diese Gebilde als olympische Sportart geführt werden.
Solange das Adjektiv olympisch davor steht, gelten andere Regeln. Dann braucht es keine komische Good Governance. Das beweist der organisierte Sport seit Jahrzehnten. Viel zu selten hat der Hauptgeldgeber vom Bund gehandelt und einen Förderstopp vollzogen, aus anderen Kassen fließen direkt und indirekt aber weiter öffentliche Mittel. Denn das System ist bewusst verschachtelt und intransparent gestaltet.
- Was ist eine Verbandsstruktur wert, wenn doch in mehreren der dreizehn Landesverbände kaum ein Verbands- und Vereinsleben existiert, in manchen seit Jahren nichts passierte, manche (Saarland) nicht mal Vereine haben und quasi nur aus zwei Personen bestehen, die sich gegenseitig die Präsidentschaft streitig machen?
- Worin liegt die legacy, über die Schormann seit Jahrhunderten schwadroniert, wenn selbst in seinem hessischen Landesverband (da ist er noch immer Präsident) und in seinem Sportverein Moderner Fünfkampf (SVMF) Darmstadt e.V. nur gelegentlich und nur unter Zuhilfenahme eines Rasterelektronenmikroskops Lebenszeichen gesichtet werden können?
- Was ist eine Verbandsstruktur wert, wenn durch das System der Lizenzen, die man sich kaufen kann, eher dahinsiechende Landesverbände plötzlich aufgewertet werden, um die Höchstzahl an Stimmen beim DVMF-Verbandstag zu erschleichen (zuletzt Sachsen-Anhalt)?
Im Grunde braucht es keinen DVMF. Oder präziser: Der kaputte Verband wird durch Steuermittel alimentiert und künstlich am Leben gehalten – wenn die das nicht hinbekommen sollten nach so vielen Jahren, dann braucht es dringend eine Institution, die den überschaubaren Leistungssport den Verbandsstrukturen entreißt und in professioneller Art organisiert. Ob das die angedachte Spitzensport-Agentur sein kann und sein sollte, das will ich an dieser Stelle gar nicht erörtern. Aber es schreit nach einer solchen Lösung.
Neben der Zugehörigkeit zum olympischen Programm, die erwiesenermaßen vor allem auf sportpolitischen Deals, Pirouetten und Finten, aber kaum auf objektiven Kriterien beruht, gibt es einen weiteren Sachverhalt, mit dem der Fünfkampf-Verband seit vielen Jahren im politischen Raum zu punkten versucht:
Den in diesem Jahrtausend rasant gestiegenen Mitgliederzahlen.
Ich hätte Ihnen an dieser Stelle gern alle angeblichen Mitgliederzahlen seit 1990 präsentiert. Blöderweise habe ich auf die Schnelle die meisten DSB-Jahrbücher, die irgendwo hinter Aktenbergen schlummern, nicht gefunden. Deshalb nur dies:
- 1990 wurden für den Verband 2.076 Mitglieder ausgewiesen. Ob das nur westdeutsche Mitglieder waren, ist nahezu unerheblich, denn in der DDR war der Fünfkampf Jahrzehnte zuvor aus der Förderung genommen worden. Dort mussten Fünfkampf-Strukturen neu aufgebaut werden.
- 1996, ein Jahrbuch habe ich noch gefunden, hatte der deutsche Verband 3.354 Mitglieder.
- Im Jahr 2000 wurden 6.373 Mitglieder gezählt.
- 2005 standen 5.590 Mitglieder in der Statistik.
- 2006, im Jahr der Fusion des Deutschen Sportbundes (DSB) und des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) zum DOSB, waren es plötzlich gewaltige 59.200 Mitglieder. Eine Steigerung um 959 Prozent.
- 2024, gemäß der aktuellsten Bestandserhebung des DOSB, hatte der DVMF angeblich 127.673 Mitglieder.
- Unter den derzeit 68 vom DOSB in der Bestandserhebung geführten Spitzenverbänden, steht der DVMF auf Rang 24 und war 2005 noch auf Platz 53 verzeichnet.
Es gab sie also doch, die Fusionsgewinner! Seit 2005 hat der DVMF seine Mitgliedschaften um den Faktor 23 erhöht. Das kann kein anderer Verband, ob olympisch oder nichtolympisch, von sich behaupten.
Danke, Klaus!
Alles Quatsch. Natürlich.